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Fungizide

Schädlingsbekämpfungsmittel gegen Pilze

Pilzerkrankung (Schwarzfleckenkrankheit, Sternrußtau) an RoseAls Fungizide werden Mittel bezeichnet, die zur Abtötung von Pilzen verwendet werden. Dabei gibt es sowohl anorganische wie organische Substanzen sowie biochemische Wirkstoffe. Durch Fungizide wird die Entwicklung der Pilze vollständig gestoppt. Davon zu unterscheiden sind die Fungistatika (Singular: Fungistatikum), die die Entwicklung von Pilzen lediglich hemmen. Der Unterschied zwischen einer fungiziden und einer fungistatischen Wirkung liegt häufig nur in der Konzentration der Wirkstoffe. So können viele Fungizide beim Einsatz im Pflanzenschutz nur eine fungistatische Wirkung entfalten, weil eine höhere Wirkstoffkonzentration zu einer negativen Beeinträchtigung der Wirtspflanze führen würde.

Fungizide werden unter anderem in der Landwirtschaft und Forstwirtschaft eingesetzt, wo sie zum Schutz von Kulturpflanzen, als Saatgutbeizmittel, zur Bodendesinfektion oder auch im Holzschutz verwendet werden. Daneben werden Fungizide beispielsweise auch im Privatgarten zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten an Pflanzen oder aber in Gebäuden zur Bekämpfung von Hausschwamm eingesetzt.

Auch in der Medizin werden fungizide Mittel beispielsweise zur Behandlung von Hautpilzen genutzt. Diese werden jedoch eher mit dem Begriff Antimykotika gekennzeichnet.

Verschiedene Arten von Fungiziden

Aufgrund der vielfältigen Vorkommen von Pilzen und sehr unterschiedlicher Problematik wurden in den vergangenen Jahrzehnten unterschiedliche Fungizide für die jeweiligen Einsatzgebiete entwickelt.

Protektive Fungizide

Mit dem Begriff protektive Fungizide werden pilzbekämpfende Mittel bezeichnet, die in vorbeugender Weise verwendet werden, was bedeutet, dass die Fungizide eingesetzt werden, bevor sich das Myzel aus den Sporen phytopathogener Pilze auf der Kulturpflanze entwickelt.

Locosystemische Fungizide | Kontaktfungizide

Locosystemische Fungizide sind Kontaktfungizide, bei denen die Wirkstoffe ihre fungiziden Eigenschaften nur am Kontaktort entfalten. Dieser Gruppe von Fungiziden werden unter anderem Heteroaromaten und bestimmte Chemotherapeutica zugeordnet. Ein besonderer Fall sind Fungizide mit Depotwirkung. Diese Stoffe – hier sind u. a. die Strobilurine (ein Pilz, welcher Gift produziert) und Chinoline zu nennen – sorgen für ein Depot in der Wachsschicht. Aus diesem Depot können die Fungizide nach und nach die Pflanze durchfeuchten, man spricht hier von einem sog. translaminaren Vorgang. Kontaktfungizide dringen nicht in die Pflanze ein, sondern bleiben auf der Oberfläche haften. Dies hat den Nachteil, dass das Fungizid durch Regen oder künstliche Bewässerung abgewaschen werden kann.

Daneben sind neu entstandene Pflanzenteile – z. B. Blätter – nicht geschützt und es muss neu gespritzt werden. Zu den Kontaktfungiziden zählen u. a. elementarer Schwefel, welcher insbesondere gegen Mehltau eingesetzt wird. Der Schwefel dringt in den Pilz ein und beeinträchtigt dort die Atmung, daneben oxidiert er auf der Pflanzenoberfläche und das entstehende Schwefeldioxid hemmt das Keimen der Sporen.
Weitere eingesetzte Kontaktfungizide sind Guazitine, Iprodion und Anilazin – also organische Fungizide, zu denen auch Azole und Morpholine zählen. Anorganische Fungizide sind beispielsweise Kupferverbindungen, aus denen Kupfer-III-Ionen freigesetzt werden. Diese Kupferionen verhindern das Keimen der Pilzsporen, denn sie wirken wie Enzymgifte. Metallorganische Fungizide wie z. B. quecksilberorganische Verbindungen, die noch vor einigen Jahrzehnten zum Einsatz kamen, sind heute aufgrund ihrer negativen Umwelteigenschaften verboten.

Systemische Fungizide

Von großer Bedeutung sind die systemischen Fungizide, deren Wirkstoffe den Pflanzen über den Boden (Wurzelaufnahme) oder über die Blätter zugeführt werden, wo sie sich dann über das Transportsystem der Pflanze verbreiten. Diese Verbreitung erfolgt generell mit dem Wasserstrom von unten nach oben, so dass nach oben hin ein Verdünnungseffekt zu beobachten ist. Es ist wichtig, die Benetzung der Pflanze mit dem Fungizid vor allem im unteren Teil sicher zu stellen. Ist die Pflanze bereits erkrankt, so wird gerade die notwendige Verteilung des Fungizids gestört. Neben den systemischen Wirkstoffen gibt es auch solche, die lokal-systemisch wirken. Diese Fungizide verteilen sich nur gering und werden auch nicht mit dem Wasserstrom durch die Pflanze transportiert.

Blattfungizide, Bodenfungizide, Beizmittel

Landwirtschaftlich eingesetzte Fungizide werden daneben auch bezüglich ihrer Anwendung unterschieden in Blatt- und Bodenfungizide. Mittel, welche Pilzsporen auf Saatgut abtöten können, werden meist als Beizmittel bezeichnet.

Strobuline

Jüngste Forschungen gehen eher zum Einsatz von Pilzen, die ihrerseits Giftstoffe gegen den unerwünschten Pilz produzieren. Solche Wirkstoffe werden als Strobuline bezeichnet, natürliche Vertreter dieser Gruppe sind jedoch sehr empfindlich gegen Licht und Luft, so dass man künstliche Wirkstoffe wie z. B. Azoxystrobin, Dimoxystrobin und Kresoxim-methyl entwickelt hat, die diesen Nachteil nicht aufweisen.