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Biologische Schädlingsbekämpfungsmittel

In der biologischen Schädlingsbekämpfung macht man sich die Tatsache, dass viele Schädlinge über natürliche Feinde (Antagonisten) verfügen, zu nutze. Die gezielte Ausbringung oder Ansiedelung geeigneter Nützlinge soll im Rahmen einer biologischen Schädlingsbekämpfung dazu beitragen, die Zahl der Schädlinge zu reduzieren und wieder ein „gesundes“ Gleichgewicht herzustellen. Teilweise geht es aber auch um die vollkommene Beseitigung der Schädlinge. Als biologische Schädlingsbekämpfungsmittel werden dementsprechend viele verschiedene Nützlinge eingesetzt.

Neben dem Einsatz natürlicher Feinde / von Nützlingen werden in der biologischen Schädlingsbekämpfung auch Bakterien, Viren und Pilze, die in natürlicher Feindschaft zu den Schädlingen stehen, verwendet.

Marienkäfer, Florfliegen, OhrenkneiferMarienkäfer als biologisches Schädlingsbekämpfungsmittel gegen Blattläuse

Im Kampf gegen Blattläuse haben sich in der biologischen Schädlingsbekämpfung insbesondere die Marienkäfer etabliert. Bei den Marienkäfern ernähren sich nicht nur die Käfer selber, sondern insbesondere die Larven von den unerwünschten Pflanzenschädlingen. Marienkäfer werden extra für den Einsatz als biologisches Schädlingsbekämpfungsmittel gezüchtet und dann im gewünschten Bereich ausgesetzt. Im Bioanbau – vor allem im Bio-Weinanbau wird in Europa und Amerika dazu vielfach der Asiatische Marienkäfer eingesetzt, was sich jedoch bereits nachteilig auf die Umwelt ausgewirkt hat, da eine Verdrängung der einheimischen Arten droht. Der Asiatische Marienkäfer ist Marienkäfer-Larven in der biologischen Schädlingsbekämpfungbeispielsweise deutlich robuster und resistenter als unser einheimischer Siebenpunkt-Marienkäfer. Forscher haben herausgefunden, dass eine Siebenpunkt-Marienkäfer-Larve stirbt, wenn sie eine Larve des Asiatischen Marienkäfers vertilgt. Andersherum hat die Larve des Asiatischen Marienkäfers keine Probleme und kann sich so neben Blattläusen auch noch an den Larven der Verwandtschaft vergehen.

Nicht nur im Privatgarten geht man in den letzten Jahren mehr und mehr dazu über, speziell für Ohrenkneifer (Ohrwurm – Forficula auricularia) Unterkünfte bereitzustellen, um so biologische Blattlausfeinde im Garten anzusiedeln. Die Larven der Florfliege sind wie die des Marienkäfers sehr große Blattlausvertilger.

Schlupfwespen

Schlupfwespen als biologische Schädlingsbekämpfungsmittel gegen Insekten

Die Echten Schlupfwespen (Ichneumonidae) stellen im mitteleuropäischen Raum die artenreichste Familie der Hautflügler dar. Schlupfwespen parasitieren holometabole Insekten (Insekten, die sich über eine vollständige Metamorphose (Larve – Puppe – Imago) entwickeln, wobei am häufigsten Schmetterlinge, Pflanzenwespen und Käfer parasitiert werden. Im Freiland können die Schlupfwespen sehr hohe Parasitierungsraten von mehr als 50% bis hin zu 80% oder sogar 90% erzielen, was insbesondere bei Massenentwicklungen der Wirte vorkommt. Auf diese Weise wird die Population der Wirtsart durch die Schlupfwespen natürlich in Grenzen gehalten. In der biologischen Schädlingsbekämpfung werden Schlupfwespen unter anderem gegen Lebensmittelmotten eingesetzt. Zu diesen Zwecken erfolgt eine kommerzielle Zucht und gezielte Ausbringung der Schlupfwespen am Befallsort.

KatzenKatzen in der biologischen Schädlingsbekämpfung

Selbst die zum Fangen von Mäusen und anderen Schadnagern gehaltene Katze stellt in diesem Kontext ein biologisches Schädlingsbekämpfungsmittel dar. Lange bevor der Mensch die Katze als Haustier entdeckt hat, waren es die alten Ägypter, die den Nutzen der wildlebenden Katzen im Vorratsschutz erkannten. Sie trugen u. a. durch zusätzliche Fütterung dafür Sorge, dass sich die Afrikanischen Wildkatzen (Falbkatzen) in der Nähe der Getreidelagerstätten wohlfühlten, da diese den Schadnagerbestand deutlich dezimierten.

Laufenten

Laufenten zur biologischen SchneckenbekämpfungIndische Laufenten haben sich in der biologischen Schädlingsbekämpfung vor allem einen Namen als Schneckenvertilger gemacht. Eine einzelne Laufente nimmt etwa dreimal täglich um die 12 bis 15 Schnecken zu sich. Da Laufenten immer in Gruppen von mindestens zwei Tieren gehalten werden sollten, kann sich der Schneckenbestand im Garten entsprechend schnell reduzieren. Neben den ausgewachsenen Schnecken fressen die Laufenten auch die Schneckeneier und machen auch vor vielen anderen Schädlingen wie den Larven von Dickmaulrüssler und Maikäfer (Engerling) nicht Halt. In Österreich werden Laufenten seit Ende der 1990er Jahre sogar vermietet, so dass für eine einmalige Schneckenbekämpfung im heimischen Garten keine langfristige Verantwortung durch die Haltung von Laufenten verbunden ist.

Wer sich Laufenten als biologisches Schädlingsbekämpfungsmittel gegen Schnecken anschaffen will, sollte sich vorab genau über die Haltung informieren. Laufenten können ein Lebensalter von 10 bis 15 Jahren erreichen – ein langer Zeitraum, in dem immer sichergestellt sein muss, dass jemand da ist, der sich um die Tiere kümmert. Zur artgerechten Haltung dieser Tiere gehören eine mardersichere Hütte für die Nacht und ein Wasserbecken oder Teich (im Idealfall groß genug zum Schwimmen).

Greifvögel in der biologischen SchädlingsbekämpfungGreifvögel

Greifvögel kommen mittlerweile als biologische Schädlingsbekämpfungsmittel im städtischen Bereich immer öfter zum Einsatz. Dort wo herkömmliche Jagdmethoden nicht oder nur schwer anwendbar sind, können Greifvögel gute Dienste leisten, um die Überpopulationen von Tauben, Krähen, Kaninchen und anderen wirkenden Schädlingen zu regulieren. Dazu können gezielte Maßnahmen getroffen werden, damit sich Greifvögel wie beispielsweise der Wanderfalke wild ansiedeln oder aber professionelle Falkner mit Bussarden, Adlern und Falken hinzugezogen werden. Für die Vergrämung von Tauben reicht beispielsweise das bloße Auftauchen eines Greifvogels oft schon aus, um den Tieren das Gefühl der Sicherheit zu nehmen und sie zu einem Wechsel des Aufenthaltsortes zu bewegen.

Auch auf Flugplätzen oder Grünflächen, die an Flughäfen grenzen, werden häufig Greifvögel eingesetzt, um andere Vögel zu bejagen oder zu vertreiben, die eine Gefahr für die Flugzeuge darstellen. Das Aufstellen von Masten mit Sitzgelegenheit (Greifvogelwarten) an Ackergrenzen kann das Jagdrevier für wilde Greifvögel attraktiver machen, die dann beispielsweise von der Warte aus Jagd auf Schadnager machen.

Risiken und Grenzen beim Einsatz biologischer Schädlingsbekämpfungsmittel

Wie oben beim Asiatischen Marienkäfer bereits angedeutet, ist auch der Einsatz von Mitteln der biologischen Schädlingsbekämpfung nicht immer unproblematisch. Werden fremde Organismen vom Menschen (massenhaft) in Biotope und Regionen gebracht, wo diese nicht „hingehören“, können die Folgen für das Ökosystem gravierend sein. Auch mangelndes Wissen und fehlende Weitsicht können in der biologischen Schädlingsbekämpfung enorme ökologische und wirtschaftliche Schäden nach sich ziehen.

Ein sehr bekanntes Beispiel für eine fehlgeschlagene biologische Schädlingsbekämpfung ist die Einführung der Aga-Kröte in Australien. Die Aga-Kröte sollte zur Bekämpfung des Zuckerrohrkäfers dienen. Leider fehlte es offenbar an Kenntnissen über die Lebensgewohnheiten der Aga-Kröte. Die Bekämpfungserfolge blieben nämlich aus, weil die Aga-Kröte ein nachtaktives Leben beschreitet, während der Zuckerrohrkäfer am Tage seiner schädlichen Beschäftigung nachgeht. Die Aga-Kröte hat den ihr neu zugeteilten Lebensraum dennoch dankend angenommen, andere nicht-schädliche Kleintiere auf ihren Speiseplan geschrieben und sich prächtig vermehrt – so prächtig, dass die Kröten in Australien mittlerweile selbst zu einer Plage geworden sind. Die australische Natur kann das Krötenproblem auch nicht wirklich lösen, da diese giftig sind, was vielen einheimischen Tieren größeren Kalibers zum Verhängnis wurde, als diese versuchten die Kröten zu verspeisen.

Auch der Versuch Rattenprobleme durch die Einführung von Mungos in Jamaika zu lösen, muss im Nachhinein als gescheitert bewertet werden. Zwar haben die Mungos zunächst für eine deutliche Reduktion der Ratten gesorgt, stellten dann aber ihr Beuteschema auf harmlose Kleinsäuger und Vögel um. Zeitgleich stieg die Population einer anderen Rattenart drastisch an. Diese Ratten sind so gute Kletterer, dass sie kaum von den Mungos erwischt werden.

In der professionellen Schädlingsbekämpfung – insbesondere im geschäftlichen Umfeld, lassen sich einige der hier vorgestellten biologischen Schädlingsbekämpfungsmittel kaum einsetzen. So wäre beispielsweise das Ausbringen von Schlupfwespen zur Bekämpfung von Lebensmittelmotten in einem lebensmittelverarbeitenden Betrieb eher kontraproduktiv und hygienisch bedenklich, da es selbst bei einer vollständigen Tilgung des Schädlingsbefalls zu Verunreinigungen durch die Nützlinge und ihre Ausscheidung kommt.

Bei einer biologischen Bekämpfung muss außerdem berücksichtigt werden, dass weder Nützlinge noch Bakterien, Viren und Pilze an einer vollständigen „Ausrottung“ des Wirtes interessiert sind, weil ihr eigenes Überleben vom Wirt abhängt. Um eine Tilgung zu erreichen ist deshalb die Ausbringung einer „Überdosis“ von Nützlingen, Bakterien, Viren oder Pilzen erforderlich, wodurch sich die Problematik möglicher Negativauswirkungen durch die eingesetzten Organismen noch verschärft.